Anweisende Dokumentation im Betriebsprozess
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Anweisende Dokumentation in der Elektrodokumentation
Die anweisende Dokumentation bildet im Bereich der Elektrodokumentation die Grundlage dafür, dass gebäudetechnische Anlagen sicher, effizient und rechtssicher betrieben werden können. Insbesondere im Facility Management (FM) gewährleistet eine gut strukturierte und aktuelle Dokumentation, dass Betreiberpflichten erfüllt werden und Techniker jederzeit klare Anweisungen zur Hand haben. Im Gegensatz zur informierenden Dokumentation (etwa allgemeinen Lageplänen oder Hinweisschildern) richten sich anweisende Dokumente verbindlich an die ausführenden Personen, Dienstleister und Nutzer. Sie legen Zuständigkeiten, Abläufe und Vorgehensweisen fest. Anweisende Unterlagen geben also konkret vor, wie Tätigkeiten auszuführen sind (z. B. Wartungsanleitungen) oder wie in bestimmten Situationen zu verfahren ist (z. B. Verhalten im Notfall). Dadurch schaffen sie Klarheit, Betriebssicherheit sowie Haftungssicherheit für den Betreiber. Im Folgenden wird erläutert, welche Ziele die anweisende Dokumentation verfolgt, welche Normen und Standards relevant sind, wie typische Inhalte strukturiert sind und welche Anforderungen besonders im Facility Management gestellt werden. Zudem werden digitale Formate, Integrationen in CAFM/BIM und Best Practices für Erstellung und Pflege dieser Dokumentation behandelt.
Definition und Zielsetzung der anweisenden Dokumentation
Definition: In der Elektrodokumentation bezeichnet anweisende Dokumentation alle Dokumente, die verbindliche Anleitungen und Vorgaben für Planung, Betrieb und Instandhaltung elektrischer Anlagen enthalten. Laut GEFMA-Richtlinien werden dabei anweisende von nachweisenden Dokumenten unterschieden: Anweisende Dokumente beschreiben das Wie der Durchführung (z. B. Schalt- und Wartungsanweisungen, Betriebshandbücher, Notfallprozeduren), während nachweisende Dokumente belegen, dass Pflichten erfüllt wurden (z. B. Prüfprotokolle, Zertifikate). Im Kontext von elektrotechnischen Anlagen gehören zu den anweisenden Unterlagen beispielsweise Schaltpläne, Bedienungs- und Instandhaltungsanweisungen, Funktionsbeschreibungen und technische Übersichten.
Zielsetzung: Die anweisende Dokumentation verfolgt das Ziel, einen sicheren und normgerechten Betrieb der Elektroinstallationen über den gesamten Gebäudelebenszyklus zu gewährleisten. Sie stellt sicher, dass alle Beteiligten – von internen Technikern bis hin zu externen Dienstleistern – nach einheitlichen Vorgaben arbeiten. Dadurch werden Ausfälle und Fehler durch falsche Bedienung oder Wartung vermieden, Verantwortlichkeiten geklärt und gesetzliche Betreiberpflichten erfüllt. Eine lückenlose und stets aktuelle Dokumentation der Anlagen ist dafür unerlässlich, denn nur so lassen sich komplexe Gebäudetechniken beherrschen und Schäden durch fehlerhafte Nutzung oder Wartung ausschließen. Kurz gesagt: Anweisende Dokumente dienen als praktische Handlungsanweisungen, um Technik und Personal sicher durch den Alltag und Sonderfälle (Störungen, Notfälle) zu führen.
Zu den Anwendungsbereichen anweisender Dokumentation zählen alle Phasen des Lebenszyklus: von der Planung (z. B. Vorgaben für Ausführung und Prüfroutinen) über die Bauausführung (Montageanleitungen, Prüfpläne) bis hin zum Betrieb (Betriebs- und Wartungsanweisungen, Notfallabläufe). Auch beim Umbau oder der Modernisierung eines Gebäudes müssen die Dokumente fortgeschrieben werden. Damit schafft die anweisende Dokumentation einen roten Faden durch den gesamten Lebenszyklus und unterstützt das Facility Management dabei, Gebäude nachhaltig und regelkonform zu betreiben.
Relevante CAE-Standards und Normen
Damit Elektrodokumentationen produktneutral und einheitlich aufgebaut sind, gibt es eine Reihe von Normen und Richtlinien. Diese Standards sorgen für konsistente Bezeichnungen, Strukturen und Inhalte – unabhängig von der eingesetzten Software (CAE-Tool) oder dem Hersteller der Anlagen.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über wichtige Normen im Umfeld der Elektrodokumentation und ihre Relevanz für anweisende Dokumente:
Norm / Standard |
Inhalt / Relevanz für Elektrodokumentation (CAE) |
---|---|
DIN EN 81346 (IEC 81346) |
Referenzkennzeichnung: Legt Strukturierungsprinzipien und Kennzeichnungscodes für Anlagen, Systeme und Betriebsmittel fest. Durch diese Reference Designation System Norm werden eindeutige Gerätekennzeichen definiert (z. B. nach Anlage, Funktion, Ort), was eine klare Betriebsmittelkennzeichnung in Plänen und Listen ermöglicht. Insbesondere Teil 12 (RDS-CW) adressiert Bauwerke und ermöglicht die Integration solcher Kennzeichnungen in BIM-Modelle. |
IEC 61355 (EN 61355) |
Dokumentenarten-Klassifikation: Stellt ein System bereit, technische Dokumente nach ihrem Informationsinhalt zu klassifizieren und mit standardisierten Kurzkennzeichen zu versehen. Dies unterstützt die einheitliche Benennung von Dokumenten (z. B. Schaltplan = „E‐Plan“, Funktionsschema = „FBS“ nach Code) und erleichtert das Wiederfinden von Unterlagen im Dokumentenmanagement. |
DIN EN 61082 |
Erstellung von Schaltplänen: Gibt Regeln vor für Darstellung und Aufbau von elektrotechnischen Zeichnungen und Stromlaufplänen (z. B. Symbolverwendung, Beschriftung, Layout). Die Norm sichert, dass z. B. Stromlaufpläne inhaltlich konsistent und für Fachkundige verständlich sind. |
VDI 3814 (ehem. 3813) |
Gebäudeautomation Dokumentation: Richtlinienreihe für Gebäudeautomation (GA), die Planungs- und Dokumentationsmethoden beschreibt. U. a. werden Funktionslisten, Automationsschemata und Systemintegrationstabellen definiert, die in GA-Projekten erstellt werden sollten. Die Dokumente nach VDI 3814 standardisieren z. B. die Beschreibung von GA-Funktionen und Schnittstellen, was dem FM hilft, komplexe Steuerungssysteme nachvollziehen und bedienen zu können. |
VDI 6022 |
Raumlufttechnik – Hygiene: Diese Richtlinie fordert hygienegerechte Planung, Instandhaltung und Kontrolle von RLT-Anlagen (Lüftungs- und Klimaanlagen). Für die anweisende Dokumentation bedeutet dies: Wartungs- und Reinigungspläne für Lüftungsanlagen müssen nach den vorgegebenen Intervallen und Verfahren (Hygieneinspektionen) erstellt werden. Dadurch werden Gesundheitsschutz und gesetzliche Vorgaben (z. B. Arbeitsstättenrichtlinien) erfüllt. |
ISO 22263 |
Organisation von Bauwerksinformationen: Bietet einen Rahmen, um alle Projekt- und Gebäudedaten strukturiert zu organisieren (prozessorientiert und produktorientiert) über den gesamten Lebenszyklus. Für FM-Verantwortliche erleichtert dieser Standard die Ablage und Verknüpfung von Dokumentationen, sodass Informationen von der Planung bis zum Betrieb konsistent verfügbar sind. Insbesondere fördert ISO 22263 die Durchgängigkeit von Planungsdokumenten hin zur Betriebsphase (Stichwort As-built-Dokumentation und Übergabeinformationen). |
GEFMA 190 (FM-Richtlinie) |
Dokumentation und Betreiberpflichten: Branchenleitfaden des Deutschen FM-Verbands. GEFMA 190 definiert u. a. die Aufteilung in anweisende und nachweisende Dokumente und listet die gesetzlich vorgeschriebenen Unterlagen auf (z. B. Betriebsanweisungen, Prüfprotokolle). Diese Richtlinie stellt sicher, dass Facility Manager alle notwendigen Dokumente vorhalten, um ihren Betreiberverantwortungen nachzukommen (z. B. Brandschutzdokumentation, Wartungspläne, Prüfnachweise). |
Tabelle 1: Wichtige Normen/Richtlinien für Elektrodokumentation (CAE) und FM.
All diese Standards tragen dazu bei, dass Elektrodokumentationen einheitlich strukturiert und verständlich sind. In der Praxis werden sie oft miteinander kombiniert: Beispielsweise basiert die Betriebsmittelkennzeichnung typischerweise auf DIN EN 81346, während die Dokumentenarten nach IEC 61355 bezeichnet werden. Auch herstellerspezifische Kennzeichnungssysteme (wie KKS/RDS-PP in Kraftwerken) lehnen sich an diese Normen an. Für Facility Manager bedeutet die Einhaltung von Normen, dass Dokumente über Systemgrenzen hinweg lesbar sind und eine hohe Qualität aufweisen. Zudem wird durch Standardisierung sichergestellt, dass rechtliche und normative Anforderungen (etwa aus VDE-Bestimmungen, BetrSichV, DGUV-Vorschriften) erfüllt werden.
Typische Inhalte und Struktur der anweisenden Elektrodokumentation
Eine Elektrodokumentation nach CAE-Standard besteht aus einer Sammlung von Unterlagen, die zusammen ein vollständiges Bild der elektrischen Anlage liefern. Dabei haben einzelne Dokumenttypen jeweils bestimmte Zwecke. Anweisende Dokumente innerhalb dieser Sammlung sind diejenigen, die Anleitungen oder klare Informationen für den Betrieb geben.
Typische Inhalte und deren Struktur sind zum Beispiel:
Stromlaufpläne (Schaltpläne): Sie zeigen detailliert die elektrischen Schaltungen und Verbindungen. Ein Stromlaufplan stellt die Bauteile (Schalter, Sicherungen, Verbraucher etc.) und deren Verdrahtung dar. Für das FM dient er als Arbeitsanweisung zum Verständnis der Anlage – etwa um im Fehlerfall Schaltungen nachzuvollziehen oder bei Umbauten die richtigen Anschlusspunkte zu finden. Stromlaufpläne werden nach Norm (z. B. DIN EN 61082) erstellt, enthalten normgerechte Symbole und Kennzeichnungen, und sind häufig in funktionsbezogene Abschnitte gegliedert (z. B. Unterverteilungen, Steuerungen). Sie fungieren als „elektrische Landkarte“ der Installation und sind damit ein zentrales anweisendes Dokument für jeden Techniker.
Ein- und Ausgangsübersichten / Funktionsschemata: In komplexen Anlagen (z. B. Gebäudeautomation) gibt es sogenannte Funktions- oder Automationsschemata. Diese stellen grafisch dar, wie eine Funktion arbeitet – etwa ein Heizungsregler oder eine Sicherheitssteuerung – oft in Form von Signalfluss-Plänen oder Steuerlogik-Diagrammen. Funktionsschemata nach VDI 3814 geben an, welche Sensoren, Aktoren und Steuerlogiken zusammenwirken, und dienen im Betrieb als Anleitung, welche Reaktionen bei bestimmten Ereignissen vorgesehen sind. So kann das FM-Personal im Störfall nachvollziehen, welcher automatische Ablauf greifen sollte, oder wie Steuerparameter zusammenhängen.
Betriebsmittelkennzeichnung und Anlagenübersichten: Jedes technische Gerät (Schaltgerät, Motor, Leuchte, Verteiler etc.) erhält einen eindeutigen Kenncode nach einem Kennzeichnungssystem (häufig auf Basis DIN EN 81346). Die Dokumentation enthält Übersichten oder Verzeichnisse dieser Kennzeichnungen – zum Beispiel Listen aller Betriebsmittel mit ihren Codes und Bezeichnungen. Dies ermöglicht es, schnell das richtige Gerät zu identifizieren, etwa wenn ein Alarm für „Pumpe P-201“ aufläuft, kann im Plan oder der Liste sofort nachgesehen werden, wo sich P-201 befindet und was deren technische Daten sind. Einheitliche Kennzeichnungen sorgen dafür, dass sowohl Zeichnungen als auch Kabellisten, Gerätelisten, und das CAFM-System von derselben Bezeichnung sprechen. Eine Anlagenübersicht (oft als Verzeichnis oder Strukturplan) zeigt außerdem die hierarchische Gliederung der Anlage – z. B. nach Standort, Anlage, Unteranlage – und dient als Navigationshilfe durch die Dokumentation.
Kabellisten und Verbindungspläne: Kabellisten tabellieren alle Kabel einer Anlage mit Angaben zu Herkunft und Ziel (von Klemme/ Gerät X nach Klemme/ Gerät Y), Aderanzahl, Querschnitt, Kabellänge etc. Sie sind insofern anweisend, als dass sie Vorgaben für die Verkabelung liefern und dem Instandhalter ermöglichen, Kabelwege nachzuvollziehen oder bei Arbeiten das richtige Kabel zu finden. Auch Änderungsarbeiten (z. B. zusätzliche Verkabelung) werden hier dokumentiert. Klemmenpläne oder Verbindungspläne ergänzen dies, indem sie die exakte Anschlussreihenfolge an Klemmleisten zeigen. Zusammen mit Kabellisten bilden sie eine Anleitung für das korrekte Anschließen und Prüfen aller Verbindungen im System.
Stücklisten und Ersatzteildokumentation: Ein weiterer Inhalt sind Stück- oder Materiallisten, die alle im System verbauten Komponenten auflisten (mit Typ, Hersteller, technischen Daten). Für das FM sind diese Listen wertvoll, um Wartungsteile oder Ersatzteile schnell zu identifizieren. Teil der anweisenden Dokumentation können hier auch Ersatzteilkataloge oder technische Datenblätter sein, die in das Dokumentationspaket integriert werden – damit Wartungstechniker unmittelbar die passenden Teile bestellen oder austauschen können. Werden solche Daten aktuell gehalten, unterstützt das die schnelle Instandsetzung und minimiert Ausfallzeiten.
Betriebs- und Wartungsanweisungen: Ergänzend zu den schematischen Plänen enthalten viele Elektrodokumentationen auch Fließtexte oder Handlungsanweisungen. Das können z. B. Betriebsanleitungen für Anlagenkomponenten sein (wie Notstromaggregate, USV-Anlagen etc.) oder Wartungspläne mit Intervallen und Checklisten. Diese Dokumente sind hochgradig anweisend: Sie geben Schritt-für-Schritt-Anleitungen, z. B. wie eine Anlage sicher an- oder abgestellt wird, wie eine Spannungsfreischaltung durchzuführen ist, oder welche Prüfpunkte bei der jährlichen Wartung abzuarbeiten sind. Oft beziehen sie sich auf rechtliche Vorgaben (etwa DGUV-Vorschriften, VDE-Prüfvorschriften) und stellen sicher, dass Instandhaltung standardisiert abläuft.
Struktur:
In der Praxis werden die oben genannten Inhalte in einer geordneten Struktur bereitgestellt, meist in Form eines Dokumentenordners (physisch oder digital) mit Registern oder als strukturiertes Dateisystem. Ein gängiges Ordnungssystem orientiert sich an Dokumentenarten (siehe IEC 61355) und Anlagengliederung (siehe DIN EN 81346).
Beispielsweise könnten die Dokumente in folgenden Gruppen gegliedert sein:
Übersichtspläne (einpolige Schema, Gebäudepläne mit Elektroverteilungen)
Stromlaufpläne detail (mehrpolige Schaltpläne je Anlage oder Schaltschrank)
Listen & Tabellen (Kabellisten, Klemmpläne, Materiallisten)
Anleitungen & Prozeduren (Betriebs-/Wartungsanweisungen, Notfallpläne)
Nachweise & Zertifikate (Prüfprotokolle, Abnahmeberichte – diese zählen zu nachweisender Dokumentation, aber werden oft gemeinsam abgelegt)
Durch Querverweise (z. B. Verweis von einem Wartungsdokument auf den zugehörigen Stromlaufplan eines Geräts) entsteht ein vernetztes Informationssystem. Moderne CAE-Software erzeugt intelligente PDFs mit Inhaltsverzeichnissen und Hyperlinks, wodurch man zügig von einer Liste zum referenzierten Plan springen kann. Für die Nutzer im Facility Management erhöht dies die Nutzbarkeit enorm, da die gesuchten Informationen schnell auffindbar sind.
Anforderungen des Facility Management: Verfügbarkeit, Aktualität, Nutzbarkeit
Für Verantwortliche im Facility Management stehen bei der technischen Dokumentation vor allem drei Anforderungen im Vordergrund: Verfügbarkeit, Aktualität und Nutzbarkeit der Informationen.
Im Klartext heißt das:
Hohe Verfügbarkeit: Alle relevanten Unterlagen müssen jederzeit und für Berechtigte leicht zugänglich sein. In der Vergangenheit lagen Pläne oft nur in Papierordnern im Technikraum; heute wird erwartet, dass digitale Zugriffsmöglichkeiten bestehen – etwa über ein Intranet, ein CAFM-System oder Cloud-Speicher. Besonders in Störungssituationen (z. B. Stromausfall, Fehlalarm) muss die Dokumentation sofort greifbar sein, damit das technische Personal schnell reagieren kann. Best Practices sind hier z. B. eine zentrale digitale Bibliothek für alle Gebäudepläne, mobile Zugriffe (z. B. Tablets oder Smartphones für die Servicetechniker vor Ort) und redundante Ablagen (Kopie am Standort und in der Zentrale). Auch Zugriffsrechte werden verwaltet: Externe Dienstleister erhalten Einsicht in die für sie relevanten Pläne, um eigenständig arbeiten zu können, ohne die Gesamtsicherheit zu gefährden.
Ständige Aktualität: Eine Dokumentation ist nur so gut, wie sie aktuell ist. Änderungen an Anlagen (Umbauten, Nachrüstungen, Austausch von Komponenten) müssen zeitnah in den Plänen und Listen nachgeführt werden. As-built-Dokumentation bedeutet, den realen Ist-Zustand abzubilden – das ist im FM von kritischer Bedeutung. Veraltete Schaltpläne können zu gefährlichen Fehlschaltungen führen; falsche Kabellisten erschweren Fehlersuche. Daher sollten Prozesse etabliert sein, die eine Revisionssicherheit garantieren: Jede Änderung wird dokumentiert, versioniert und freigegeben. Gängige Vorgehensweisen umfassen zum Beispiel Änderungsmitteilungen bei jedem Eingriff in die Anlage, regelmäßige Dokumenten-Reviews (mindestens jährlich oder anlassbezogen) sowie klar benannte Verantwortliche für die Pflege. Laut Best Practice im FM ist es sinnvoll, einen Dokumentenverantwortlichen zu benennen (oft im technischen Gebäudemanagement oder HSEQ-Bereich), der die Aktualisierung koordiniert und prüft. Moderne CAE-Tools unterstützen die Versionierung, und CAFM-Systeme können erinnern, wenn z. B. Prüftermine anstehen, die neue Protokolle erfordern.
Hohe Nutzbarkeit: Nutzbarkeit bedeutet, dass die Dokumentation verständlich, vollständig und praktisch handhabbar ist. Im FM arbeiten nicht immer Elektroingenieure mit jahrelanger Planungserfahrung – oft müssen Hausmeister, Elektromeister oder externe Servicetechniker die Unterlagen nutzen. Daher ist es wichtig, dass eine klare Struktur und Symbolik vorliegt (Normsymbole, Legenden, Inhaltsverzeichnisse). Anweisende Dokumente sollten in ihrer Sprache und Darstellung praxisnah formuliert sein: z. B. Checklisten für Wartungen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit Bildern oder Piktogrammen erhöhen die Verständlichkeit. Außerdem müssen die Dokumente medial nutzbar sein – zoombare Pläne am Bildschirm, druckbare Ausschnitte, vielleicht sogar interaktive Elemente (Suche nach Gerätenummern, Filterfunktionen in digitalen Listen). Insbesondere im Notfall (Brandalarm, Stromausfall) ist einfache Handhabung entscheidend: z. B. ein Notfallordner mit den wichtigsten Anweisungen an zentraler Stelle oder digitales Abrufen per Smartphone.
Eine weitere Facette der Nutzbarkeit ist die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit der Dokumentation. Nur wenn das Personal weiß, welche Unterlagen existieren und wie sie zu lesen sind, können diese ihren Zweck erfüllen. Daher gehören Unterweisungen und Schulungen zur FM-Praxis – neue Techniker werden in die Dokumentationsstruktur eingewiesen, Dienstleister erhalten bei Auftragserteilung die relevanten Auszüge. In vielen Fällen werden Auszüge aus der anweisenden Dokumentation sogar ausgehängt oder vor Ort angebracht (z. B. Schaltpläne in Schaltschränken, Ablaufdiagramme im technischen Leitstand), um die tägliche Nutzung zu erleichtern.
Schließlich erfüllt eine qualitativ hochwertige Dokumentation auch Compliance-Anforderungen: Betreiberpflichten (z. B. regelmäßige Prüfungen, Einhaltung von Sicherheitsvorschriften) lassen sich nur nachweisen und umsetzen, wenn die entsprechenden Anweisungen und Nachweise sauber dokumentiert sind. Sollte es z. B. zu einem Unfall oder Schadensfall kommen, ist eine aussagekräftige anweisende Dokumentation oftmals entscheidend, um nachzuweisen, dass der Betreiber alle zumutbaren Vorkehrungen und Unterweisungen getroffen hat.
Digitale Formate und Integration in CAFM/BIM
Mit der fortschreitenden Digitalisierung im Gebäudemanagement werden auch die Dokumentationsprozesse und -formate immer digitaler. CAE-Systeme (Computer Aided Engineering) ermöglichen heute nicht nur die Erstellung der Pläne, sondern auch den digitalen Export und die Anbindung an andere Systeme wie CAFM (Computer Aided Facility Management) oder BIM (Building Information Modeling).
Digitale Formate: Übliche Formate für Elektrodokumentationen sind beispielsweise PDF-Dokumente für Pläne und Listen, DWG/DXF für CAD-Zeichnungen oder auch herstellerspezifische Formate (wie EPLAN-Project Dateien). Wichtig für das FM ist, dass nicht-proprietäre Formate vorliegen, die langfristig lesbar sind – daher werden native CAE-Daten oft in PDF/A (archivtaugliches PDF) oder neutralen Formaten abgelegt. Darüber hinaus gewinnen strukturierte Datenformate an Bedeutung: Etwa können Anlagenkennzeichnungen und Gerätelisten in Tabellen (Excel/CSV) exportiert werden, was einen Import ins CAFM-System erleichtert. Für die Integration mit BIM sind IFC-Dateien (Industry Foundation Classes) ein gängiges Austauschformat; hierin können Objekte (z. B. elektrische Anlagenkomponenten) mit Attributen versehen werden, die aus der CAE-Planung stammen. So lässt sich z. B. ein im BIM-Modell dargestellter Schaltschrank mit dessen Schaltplan-Nummer, Betriebsmittelkennzeichen und Wartungsintervallen verknüpfen.
Integration ins CAFM: In einem CAFM-System werden alle gebäuderelevanten Daten verwaltet, von Flächen über Verträge bis hin zu technischen Anlagen. Eine gute Praxis ist es, die elektrotechnischen Dokumente im CAFM zu hinterlegen und mit den jeweiligen Anlagenobjekten zu verknüpfen. Beispielsweise kann jedem Anlagenteil (z. B. einer Lüftungsanlage, einer NSHV-Schaltanlage) ein Link zu den zugehörigen Schaltplänen, Wartungsanleitungen und Prüfprotokollen hinterlegt werden. So hat der FM-Verantwortliche oder Techniker bei einem Klick auf das Objekt in der Software sofort Zugriff auf alle einschlägigen Dokumente. Das erhöht sowohl Verfügbarkeit als auch Aktualität, weil Änderungen an zentraler Stelle eingepflegt werden. Viele CAFM-Systeme unterstützen zudem QR-Code-basierten Zugriff: Man versieht vor Ort Geräte oder Räume mit QR-Code-Etiketten, welche auf die digitale Doku verweisen. Ein Techniker scannt dann z. B. an einer Pumpe den Code und erhält direkt am Smartphone die Servicehistorie, Schaltpläne oder Wartungschecklisten der Pumpe angezeigt. Diese Verknüpfung von physischer Anlage und digitaler Info beschleunigt Arbeitsabläufe erheblich und reduziert Fehler, da stets die richtigen Unterlagen genutzt werden.
BIM (Building Information Modeling): BIM-Modelle werden zunehmend nicht nur in der Planung, sondern auch im Betrieb eingesetzt (Stichwort: Digitaler Zwilling). In einem BIM-Modell sind alle Bauteile des Gebäudes geometrisch und mit Attributen erfasst. Die elektrotechnische Dokumentation kann hier anknüpfen, indem etwa jedes im BIM-Modell vorhandene Gerät mit seinem Stammdatenblatt oder Schaltplan verlinkt ist. Standards wie ISO/IEC 81346-12 (RDS-CW) wurden eigens so gestaltet, dass die Kennzeichnung von Bauwerkskomponenten mit dem BIM-Modell kompatibel ist. So kann ein BIM-Modell als Navigationsoberfläche dienen: Klickt der Facility Manager im 3D-Modell auf einen Verteilerschrank, so öffnen sich dessen Dokumente (Stromlaufplan, Prüfplan, Datenblatt usw.). Der Vorteil von BIM liegt auch in der Möglichkeit, aktuellen Zustand abzubilden – bei Umbauten kann das Modell aktualisiert und die Änderungen fließen in die Dokumente ein. In der Praxis ist die vollständige Integration von Elektrodokumentation in BIM noch im Aufbau; oft koexistieren BIM-Modelle und klassische Pläne. Doch es gibt bereits CAFM-Lösungen, die BIM-Viewer anbieten, um dem FM beide Sichten zu geben.
Ein weiterer Aspekt digitaler Formate ist die Unterstützung von mobilen Arbeitsprozessen: Moderne Dokumentationssysteme erlauben das Mitführen ganzer Dokumentations-Bibliotheken auf Tablets (offline verfügbar) oder den Abruf via Webportal. Techniker können unterwegs Dateien öffnen, Markierungen oder Notizen an Plänen vornehmen (etwa um eine Änderung zu dokumentieren, die später vom Planer nachgeführt wird). Einige CAE-Anbieter bieten auch Augmented Reality (AR)-Apps: Hier kann der Techniker z. B. ein Schaltschrankfoto mit dem Tablet erfassen und erhält über AR-Einblendung die Bauteilkennzeichnungen oder Verdrahtungsinformationen angezeigt. Oder wie erwähnt, per QR-/Barcode-Scan auf ein Feldgerät greift er direkt auf die zugehörigen Pläne zu. Diese Technologien steigern die Effizienz und stellen sicher, dass die Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Datensicherheit und Zugriffsmanagement spielen bei der digitalen Integration ebenfalls eine Rolle. Die Dokumentation muss so integriert sein, dass sie zwar leicht zugänglich, aber gegen unbefugtes Ändern geschützt ist. Hier kommen Rechtekonzepte und ggf. Blockchain-basierte Audit-Trails zum Einsatz, um Revisionssicherheit auch digital zu gewährleisten. Zudem sollte regelmäßig ein Backup der Dokumentationsdaten erfolgen, idealerweise an einem vom operativen System getrennten Ort, um bei IT-Problemen keinen Verlust zu riskieren.
Best Practices: Erstellung, Pflege und Bereitstellung im Gebäudelebenszyklus
Zum Abschluss sollen einige Best Practices zusammengefasst werden, wie anweisende Dokumentationen im Lebenszyklus eines Gebäudes optimal erstellt, gepflegt und bereitgestellt werden. Diese Empfehlungen helfen Facility-Management-Verantwortlichen, die Dokumentation nicht als lästige Pflicht, sondern als aktives Werkzeug für den Gebäudebetrieb zu nutzen:
Frühzeitige Dokumentationsplanung: Bereits in der Planungs- und Bauphase sollte festgelegt werden, welche Dokumente erstellt werden müssen und in welcher Form. Ein planungsbegleitendes FM stellt sicher, dass die Belange des späteren Betriebs berücksichtigt werden. Zum Beispiel kann man Anforderungen definieren wie "Jeder Schaltschrank muss mit vollständigem Schaltplan und Stückliste übergeben werden" oder "Alle Geräte sind nach DIN EN 81346 zu kennzeichnen". Diese Vorgaben sollten in Ausschreibungen und Verträgen mit Planern/Firmen verankert sein, damit die benötigte Dokumentation am Ende auch vorliegt.
Standardisierung und Qualitätssicherung: Unternehmen sollten unternehmensweite Standards für ihre Elektrodokumentation etablieren. Dazu gehören Vorlagen für Zeichnungen, einheitliche Symbolbibliotheken, klare Benennungsregeln für Dokumente und Geräte sowie Workflows für das Freigeben von Änderungen. Eine standardisierte Dokumentation ermöglicht schnellere Einarbeitung neuer Mitarbeiter und geringere Fehlinterpretationen, da alle Unterlagen im selben vertrauten Schema aufgebaut sind. Qualitätssicherung kann z. B. durch regelmäßige Audits der Dokumentation erfolgen: Stimmen die Pläne mit der Realität überein? Werden Normen eingehalten? Solche Checks beugen schleichender Veraltung oder Inkonstanz vor.
Klare Zuständigkeiten festlegen: Es muss definiert sein, wer für die Pflege der Dokumentation verantwortlich ist. In vielen Organisationen übernimmt dies der Leiter Technik/FM oder ein Dokumentationsmanager. Wichtig ist, dass auch bei externen Änderungen (z. B. eine Elektrofirma ändert etwas) klar geregelt ist, dass die Änderungen in die zentrale Dokumentation einfließen. Verträge mit Servicefirmen sollten z. B. Klauseln enthalten, die die Dokumentationspflicht adressieren (Änderungsdokumentation ist Vertragsbestandteil). Intern kann ein Änderungsformular eingeführt werden, das jeder Techniker ausfüllt, wenn er eine Anlage modifiziert – dieses Formular dient dann als Grundlage für die Planaktualisierung.
Regelmäßige Revision und Updates: Best Practice ist, die gesamte Elektrodokumentation mindestens einmal jährlich auf den aktuellen Stand zu überprüfen. Dabei werden alle Dokumente durchgesehen, bekannte Änderungen nachgetragen und ggf. Altlasten bereinigt. Darüber hinaus sollten besondere Ereignisse einen sofortigen Dokumentations-Update auslösen: z. B. nach einem Umbau, nach Austausch einer zentralen Komponente (z. B. neue USV-Anlage) oder bei Änderungen durch geänderte Vorschriften. Eine Änderungshistorie (Versionierung) in jedem Dokument macht nachvollziehbar, wann was geändert wurde – dies trägt auch zur Rechtssicherheit bei. Revisionssichere Ablage bedeutet, alte Stände werden archiviert (nicht überschrieben), sodass im Zweifel nachverfolgt werden kann, wie der Stand zu einem früheren Zeitpunkt war.
Zentrale und dezentrale Bereitstellung kombinieren: Während ein zentrales digitales System (z. B. CAFM) als Master der Dokumentation fungiert, hat es sich bewährt, an strategischen Orten auch ausgewählte Unterlagen physisch oder offline bereitzuhalten. Beispiele: Ein Bedienbuch neben der Hauptverteilung mit den wichtigsten Schaltplänen und Notfallanweisungen für den Fall, dass digitale Systeme ausfallen. Oder Sicherheitsdaten (Brandmeldeanlage, Notstrom) zusätzlich in ausgedruckter Form im Feuerwehrinformationszentrum. So ist man auch in Ausnahmefällen handlungsfähig. Natürlich müssen solche physischen Ordner ebenfalls aktuell gehalten werden – hier kann ein quartalsweiser Ausdruck wichtiger Änderungen Teil des Prozesses sein.
Nutzung moderner Hilfsmittel: Zur effizienten Pflege und Nutzung der Dokumentation stehen einige technische Hilfsmittel zur Verfügung. Ein DMS (Dokumenten-Management-System) oder das CAFM sollten genutzt werden, um Dokumente zu katalogisieren, Berechtigungen zu verwalten und vielleicht Metadaten (Schlagworte, Anlagenzuordnung) zu hinterlegen. QR-Codes oder RFID-Tags an Geräten wurden bereits erwähnt – ihre Einführung kann die Verbindung zwischen realer Anlage und Dokumentation massiv verbessern. Ebenso kann die Mobilisierung (Tablets mit Doku-App) zu schnellerem Arbeiten führen. Ein weiteres Tool sind digitale Checklisten: anstatt papierene Wartungslisten nutzt man z. B. eine App, in der der Techniker die Wartungsschritte abhakt. Diese App kann wiederum direkt auf die anweisende Dokumentation verlinken (zum Nachschlagen einer Prozedur) und erzeugt nach Abschluss automatisch ein Prüfprotokoll (nachweisendes Dokument) zur Ablage. So verzahnt man anweisende und nachweisende Dokumente in einem digitalen Workflow.
Schulung und Kultur: Abschließend ist die beste Dokumentation nutzlos, wenn sie nicht gelebt wird. Sensibilisieren Sie Ihr Team dafür, die Dokumentation als integralen Bestandteil des Betriebs zu sehen. Das beinhaltet Schulungen zur Dokumentationsstruktur (wo finde ich was?), zum Lesen von Schaltplänen für Nicht-Elektrofachkräfte (Grundlagen der Symbolik), sowie zur Pflicht, Änderungen rückzumelden. Eine Kultur, in der Mitarbeiter proaktiv Dokumentationsmängel melden (z. B. „Der Plan im Schaltschrank stimmt nicht mit der Realität überein“) und in der Sauberkeit der Doku als Qualitätsmerkmal gilt, zahlt sich langfristig aus. Im Schadensfall oder bei Audits wird eine vollständige, aktuelle Dokumentation immer positiv bewertet – und im Alltag sparen gut dokumentierte Anlagen schlicht Zeit und Nerven.
Eine strukturierte, normgerechte anweisende Dokumentation der elektrotechnischen Anlagen ist für das Facility Management ein essenzielles Werkzeug. Sie stellt sicher, dass alle Beteiligten wissen, was zu tun ist, und dass der Gebäudebetrieb sicher, effizient und rechtskonform abläuft. Durch Berücksichtigung von Standards (DIN, IEC, VDI, ISO) wird die Dokumentation universell verständlich und zukunftssicher, insbesondere in Zeiten der Digitalisierung mit BIM und CAFM. Für FM-Verantwortliche gilt es, die Dokumentation ständig verfügbar, aktuell und nutzerfreundlich zu halten – dann wird sie zur wertvollen Wissensgrundlage, die dazu beiträgt, Gebäude über den gesamten Lebenszyklus hinweg optimal zu bewirtschaften.